Startseite

News

Geschichte

Klima

Projekt

Sponsoren

Spenden

Bücher

Links

Bildmotive

Bildergalerien

Bananenblüte April 2009 auf Helgoland

Bananen auf Helgoland? Da war ich anfangs sehr skeptisch wegen geringer Sommerwärme und starken Seewinden. Trotzdem musste ich auf Helgoland feststellen, dass es zumindest an windgeschützten sonnigen Plätzen doch sehr warm werden kann. Diese Plätze wären auch für Bananen geeignet, vorausgesetzt, man sammelt Regenwasser in Zisternen und versucht dadurch den Trinkwasserverbrauch zu vermindern, denn aufbereitetes Trinkwasser ist auf Helgoland teuer.

Herr Neulen berichtete, dass aus Berlin und Dresden, wahrscheinlich durch Prof. Dr. P. Kuckuck, schon um 1900 im Bereich der heutigen Vogelwarte auf dem Oberland versuchsweise Bananen angebaut worden sein sollen. Von Bananen auf Helgoland ist heute nichts mehr zu sehen, höchstens als Topfpflanzen in beheizten Räumen oder in der Obstabteilung des EDEKA-Supermarktes.  Nähere Infos über die Versuche um 1900 konnte ich auf Helgoland noch nicht bekommen, aber ein Berliner Bekannter von uns hat mit den Nachforschungen begonnen. Die mir bisher vorliegenden Ergebnisse besagen, dass man im Frühjahr 1906 tatsächlich eine Musa japonica auf Helgoland ausgepflanzt hatte. Sie überlebte aber den folgenden Winter nicht. Da sie erfror, könnte es wohl eher Musa balbisiana gewesen sein. Musa balbisiana ist die Echte Japanische Faserbanane und Musa basjoo ist die Falsche Japanische Faserbanane, wird auch die Gartenbanane wegen ihrer Winterhärte genannt. Musa balbisiana ist empfindlicher als Musa basjoo, doch es gibt härtere Herkünfte, eine überlebte in der Kölner Flora schon mehrere Winter und lebt heute noch.

Heute ist die Situation anders, da man jetzt mehr winterharte und frostharte Bananenarten und -sorten kennt. Selbst ich habe in Hamburg auch erfolgreich im Freien Bananen überwintert. Meine Musa basjoo hat hier in meinem alten Garten in Hamburg schon ihren 9. Winter hinter sich und hat überlebt. Da bestünden heute viel mehr Erfolgsaussichten als damals, zumal viele der winterharten und frostharten Arten und Sorten erst in den vergangenen Jahren bei uns Eingang gefunden haben, wie zum Beispiel Musa sikkimensis, Basjoo-Kultivare wie zum Beispiel ´Sapporo´, Musa itinerans, 'Rajapuri', 'Orinoco' und andere. Sogar ein Buch habe ich darüber geschrieben!

Im Frühjahr 2006 schickte ich ein Rhizom von Musa basjoo 'Sapporo' an Ulf und ließ ihn am E-Werk am Eingang in einer gut geschützten Ecke auspflanzen. Die Banane entwickelte sich sogar viel besser als die anderen im Garten des Hotels 'Insulaner' und im Atrium der James-Krüss-Schule und entwickelte sich zur größten Bananenstaude Helgolands! Es ist ganz klar, dass Bananen tiefgründigen sandigen Boden brauchen, den finden sie nur auf dem Nordostgelände und wahrscheinlich auch auf dem von Arne Weber geplanten neuen Woal, der neuen Verbindung zwischen dem Nordostgelände und der Düne. Dass Bananen auch auf Sandboden gut wachsen und sogar fruchten, hat das auch bei mir an meinem Zweitwohnsitz in Brasilien bewiesen, in meinem neuen Garten ist auch Sandboden, trotzdem gedeihen Bananen, Zitrusfrüchte, Mangos, Kokosnüsse, Ananas, Jackfrüchte und andere sehr gut und bringen gute Ernten hervor. An windigeren Plätzen und auf felsigen Böden mit dünner Muttererde- bzw. Lehmbodenschicht haben Bananen nur eine Größe von bis zu ca. 50 cm erreicht und überleben trotzdem ohne Schutz. Um mit Bananen auf Helgoland erfolgreich zu sein, muss man einen sonnigen, warmen und sehr gut windgeschützten Standort mit tiefgründigem sandigen Boden auf der Insel wählen, leider gibt es nur wenige solche. Einer dieser ist am E-Werk! Und man muss die Bananen im Sommer auch regelmäßig gießen. Wir haben tatsächlich Glück, dass sich jemand gefunden hat, der sich um unsere Banane am E-Werk kümmert! Das Klima auf Helgoland ist so mild, so dass Bananen tatsächlich anders als die auf dem Festland gar keinen Winterschutz brauchen! Man kann die Karlsruher Kompostmethode (einer der wirkungsvollen Winterschutzmethoden für Freilandüberwinterung von Bananen) auf der Insel vergessen! Und das mit Erfolg, der sich jetzt sehen lässt!

Bananenblüte nach Freilandüberwinterung ganz ohne Winterschutz in Deutschland möglich? JA, aber nur auf Helgoland! Sonst müsste man in den Tessin in die Südschweiz fahren, um überhaupt Bananenblüten ohne Winterschutz zu finden! Am 26. April 2009 erhielt ich eine Email von einem E-Werk-Mitarbeiter, Herrn Udo Harlichs, eine E-Mail mit Bilddateienanhang und lud auch die Bilddateien herunter. Ich staunte gar nicht schlecht! Ich sah Bilder von einem Blütenstand von Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk! Das hat sogar Prof. Dr. P. Kuckuck 1906 mit seiner Musa japonica gar nicht so weit gebracht! Der nackte Scheinstamm hat den vergangenen Winter ohne Schutz gut überstanden und die Blätter waren von starken Winden im Winter zerstört worden, trotzdem brachte der blattlose Scheinstamm einen Blütenstand hervor! Und die Blüten haben sich schon geöffnet, zunächst öffnen sich weibliche Blüten, zuletzt die männlichen. Aber eine Befruchtung ist hier nicht gewährleistet, da eine zweite Bananenstaude fehlt, die schon mit männlichen Blüten blüht. Die Pflanze wird nicht sterben, sie wird aus dem Rhizom neue Scheinstämme treiben.

 

Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk im Dezember 2007, ein Jahr nach der Auspflanzung.

Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk mit Blütenstand am blattlosen Scheinstamm am 23. April 2009, 3 Jahre nach der Auspflanzung.

Näherer Ansicht des Blütenstandes von Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk.

Weibliche Blüten von Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk.

Genzbild der Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk am 30. April 2009.

Nähere Ansicht der weiblichen Blüten von Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk am 30. April 2009, beginnende Fruchtbildung. Die Früchte werden mangels Befruchtung kaum ausreifen.

Nahansicht der Fruchtbildung von Musa basjoo 'Sapporo' am E-Werk.

 

Autor: Joachim Jäck

Aktualisiert am 01.05.2009