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Ortsbegehungen August 2003 und Januar 2004

Unsere Ortsbegehungen auf Helgoland am 25. und 26. August 2003 und vom 14. bis 18. Januar 2004 brachten für uns überraschende Resultate. Wir konnten die Liste der auf Helgoland wachsenden "Exoten", die ich im Internet entdeckt hatte, überprüfen. Unsere Erwartungen wurden auch übertroffen. Die unvollständige Pflanzenliste für Helgoland der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg enthielt:

Araucaria araucana

Castanea sativa

Fatsia japonica

Ficus carica

Fuchsia magellanica

Laurus nobilis

Morus nigra

Quercus ilex

Diese ist überholt, müsste ergänzt werden durch:

Aucuba japonica

Camelia japonica

Chamaerops humilis
Cinnamomum camphora

Cordyline australis

Erica arborea

Euonymus japonica

Fargesia murilae
Furcraea longaeva 'Variegata'

Hebe x franciscana

Hibiscus syriacus

Lavendula angustifolia

Nerium oleander
Pelargonium sp.

Phillyrea latifolia

Phyllostachys aurea

Rosmarinus officinalis

Santolina chamaecyparissus

Trachycarpus fortunei

Viburnum tinus

Yucca flaccida

Yucca gloriosa

Überraschenderweise sind Fatsia japonica, Araucaria araucana, Fuchsia magellanica und Euonymus japonica auf Helgoland recht verbreitet. Ich habe mehrere schöne große Fatsia japonica und auch einige große schöne Exemplare von Araucaria araucana auf dem Unterland und Oberland gesehen. Die Fuchsien im Garten des Mielck-Hauses werden von einer Gärtnerfirma auf unter 2 m Höhe gehalten. Jedoch sah ich eine 2 Meter hohe Fuchsia magellanica in einem Privatgarten auf dem Oberland.

Wir konnten zu unserer Überraschung neben Quercus ilex, Ficus carica, Laurus nobilis und Fuchsia magellanica noch 6 Trachycarpus fortunei (die größte ist 2 Meter hoch) finden und unter den Trachycarpus fand ich auch einige Camelia japonica. Im selben Garten sahen wir zwei ca. 5 Meter hohe Quercus ilex, ihre Stämme messen über 20 cm Durchmesser. Der Laurus nobilis ist ein über 3 Meter hoher Baum mit einem Stammdurchmesser von 20 cm, hat nie Frostschäden gehabt und ist im Gegensatz zu meinem in Hamburg ausgepflanzten Lorbeer nie zurückgefroren, mein Lorbeer ist zwei Mal zurückgefroren. Die drei Bäume sind über 20 Jahre alt und wurden in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vom damaligen Verwalter ausgepflanzt. Auch die Feige ist nie zurück gefroren und ihre Früchte reifen auf Helgoland aus. Winterschutz haben alle „Exoten“ nie erhalten! Die Quercus ilex haben schon keimfähige Eicheln angesetzt und die Trachycarpus fortunei haben schon geblüht.

Verstreut auf dem Unterland und auch auf dem Oberland fanden wir in öffentlichen Anlagen und auch in einigen Privatgärten weitere 8 Trachycarpus. Leider zeigen die 3 Trachycarpus in einem kleinen Park in der Unterstadt auf dem Unterland Mangelerscheinungen, sie sind nur ca. 50 cm groß. Kaum jemand gießt und düngt sie. Dagegen sehen die Trachycarpus im Garten des Mielck-Hauses und in Privatgärten viel besser aus. Die Trachycarpus kennen auf Helgoland keinen Winterschutz, haben nie Herzfäule gehabt und ihnen ist auch die Chinosol-Behandlung gegen Herzfäule unbekannt. Offensichtlich ist Helgoland ein Ort Deutschlands, wo Palmen ohne Winterschutz im Freien gedeihen können!

Am Postamt in der Unterstadt auf dem Unterland sahen wir eine große Camelia japonica, die laut Herrn Neulen, dem pensionierten Chefinselgärtner von Helgoland, schon im Januar weiß blüht. Kamelien sieht man auf Helgoland verstreut in Privatgärten und auch in einigen öffentlichen Anlagen, selbst im Garten von Herrn Neulen. Auch Winterschutzmassnahmen und Frostschäden sind ihnen unbekannt, im Gegensatz zu den Artgenossen auf dem Festland.

Leider konnten wir nur eine einzige stammbildende ausgepflanzte Yucca auf Helgoland finden, es ist Yucca gloriosa, sie steht im Park des Kurmittelhauses. Aber in Privatgärten fanden wir ab und zu Yucca flaccida, eine auch auf dem Festland völlig winterharte stammlose Yucca-Art. Jedoch sieht Yucca gloriosa auf Helgoland gut aus und ist gut gewachsen, ist aber zurück geschnitten worden.

Auf dem Oberland sahen wir im Pastorengarten die über 180 Jahre alte Morus nigra, dieser Maulbeerbaum hat 2 Weltkriege und den Big Bang von 1947 überlebt.

In den Schrebergärten auf dem Oberland haben wir nur einen einzigen „Exoten“ entdeckt, einen kleinen Feigenbaum (Ficus carica). Ab und zu konnten wir Hibiscus syriacus in verschiedenen Sorten (rosa und weiss mit rotem Auge) in Privatgärten entdecken.

Auch eine Phillyrea latifolia (Steinlinde) konnten wir noch beim Schwimmbad und in der Nähe der Minigolfanlage auf dem Nordostgelände entdecken, die Pflanze ist völlig gesund und ist sehr gut gewachsen, ist 2 Meter hoch. Eine der gleichen Art habe ich auch in meinem Garten in Hamburg, ein Freund brachte sie mir aus Mallorca mit, auch in Hamburg winterhart.

Noch am Abend entdeckte ich am Eingang der Nordseehalle eine Hebe x franciscana in einem Trog, die totes älteres Laub hatte, das junge diesjährige Laub war gesund. Ich sah mir die Pflanze genauer an und stellte fest, dass sie eine ältere ist sie muss wohl ohne Winterschutz im Freien ausgehalten haben und etliche Winter im Freien auch überlebt haben. Auf dem Festland, auch in Hamburg, überlebt sie nicht mal einen normalen Winter im Freien, höchstens solche Winter wie 1988/89 und 1999/2000 (damals Tiefsttemperaturen in Hamburg -6°C bzw. -8°C). Weitere Exemplare fand ich noch am nächsten Tag in der Unterstadt in Trögen in besserem Zustand, sie scheinen auch ältere zu sein, nicht frisch aus Blumengeschäften bzw. Gärtnereien.

Auch 2 ausgepflanzte Cordyline australis haben wir beim Bistro Sansibar im August 2003 in der Unterstadt entdeckt. Jedoch erzählte uns eine Dame aus dem Bistro, dass die beiden von einer Baumschule in Bremen stammen und erst kürzlich ausgepflanzt wurden, sie hatten noch keine Freilandwintererfahrung. Sie wollte diese auch im Freien überwintern. In der näheren Umgebung sahen wir weitere Cordylinen in Kübeln. Bei der zweiten Ortsbegehung im Januar 2004 haben wir festgestellt, dass alle Cordylinen schon -2°C problemlos überstanden haben, sind ohne jeden Schaden geblieben. Wir werden weiter beobachten!

Auch Aucuba japonica ist ab und zu in Privatgärten zu sehen, dort völlig hart. Auch Herr Neulen hat eine in seinem Garten. In Hamburg selbst habe ich auch eine Pflanze, die übersteht auch in Hamburg an geschützten Plätzen die Winter im Freien.

Bambus gibt es auch auf Helgoland, aber nur an gut windgeschützten Plätzen in einigen wenigen Privatgärten, und einen Anpflanzversuch auf dem Nordostgelände gibt es auch. In der Oberstadt auf dem Oberland sah ich eine Pseudosasa japonica, eine relativ kleine Pflanze, die jedoch in gutem Zustand ist. Dazu entdeckte ich noch Santolina chamaecyparissus und Rosmarinus officinalis ausgepflanzt  in einem Privatgarten auf dem Nordostgelände, auch Lavendula angustifolia ist in Privatgärten zu finden.

Im Januar 2004 fuhren wir zu Gesprächen und weiteren Exkursionen erneut nach Helgoland. Bei der Ankunft sind wir unterwegs am Hotel "Insulaner" vorbei gekommen und haben dort einen Abstecher gemacht, wir konnten auch den Hotelgarten sehen. Dabei sahen wir eine gesunde kräftige große doppelstämmige Phoenix canariensis im Kübel auf der Terrasse in einer Ecke unter dem Balkonvorsprung. Rickmers sagte uns, dass die Phoenix schon seit über 3 Jahren völlig ungeschützt im Freien im Kübel überwintert hat. Er will im Frühjahr die Palme aus dem Kübel nehmen und auspflanzen. Auch eine zweite der gleichen Art steht im Kübel völlig ungeschützt im Garten, man sieht an ihr den vergangenen Sommer 2003 an, sie erholt sich gerade von den Dürreschäden, hat nur kleine Wedel getrieben. Dazu sah ich auch eine frisch gepflanzte Phyllostachys aurea im selben Garten. Dann sahen wir auch die Hanfpalmen wieder, die große im kleinen Park in der Unterstadt hatte ausgediente Weihnachtsbäume um sich. Wohl als Windschutz. Ich sah auch Geranien und Strauchmargeriten, die sich fast unbeeindruckt von -2°C zeigten. Auch Rhododendren sah ich, da dachte ich auch an Rhododendron arboreum, falconeri, macabeanum und andere auf dem Festland nicht winterharte Rhododendron-Arten, die hätten auch Chancen auf Helgoland. Es gibt sogar mehr Feigenbäume auf Helgoland, nicht nur beim Mielck-Haus und in einem Schrebergarten auf dem Oberland, auch Rickmers hat einen und sogar im Kurpark auf dem Nordostgelände steht ein stark zurück geschnittener Feigenbaum.

Wir sahen in einem Garten auf dem Oberland eine kleine Erica arborea, die sich auf Helgoland als winterhart erwiesen hat. Auch mehrere Farne, die auf dem Festland nicht ausreichend winterhart sind. Eine weitere große Überraschung erlebten wir, als wir mit Neulen und seinem Sohn eine kleine Exkursion auf dem Unterland und auf dem Nordostgelände machten. Wir entdeckten hinter der Hanfpalmengruppe an der Wand des Mielck-Hauses einen Kampferbaum (Cinnamomum camphora), auch ihn hatte der frühere Verwalter des Mielck-Hauses ausgepflanzt. Der Kampferbaum hat sich auf Helgoland als überraschend problemlos erwiesen, nie Winterschutz, aber an einem gut windgeschützten Platz. Kampferbäume sind etwas empfindlicher als Laurus nobilis, sind auf dem Festland in keiner Gegend winterhart. In England ist er in milderen Gebieten schon winterhart. Ich konnte ihn identifizieren. In der Nähe des Kampferbaums und der Hanfpalmengruppe sah ich eine Olea europaea im Kübel an der Wand, ohne jeden Schaden. Oliven könnten auch auf Helgoland winterhart sein, Versuchs-Auspflanzungen werden folgen. Wir wollten auch nach den Agaven auf dem Nordostgelände sehen, ob sie gut überstanden haben, aber man hat sie wieder rausgenommen und zur frostfreien Überwinterung eingeräumt.  -2°C sind nicht viel für die Agaven, jedoch gibt es eine Reihe härterer Agaven-Arten, die wir auch testen wollen! Es könnten sich einige finden, die ausreichend hart für Helgoland sind. In der Nähe sahen wir auch eine frisch gepflanzte Phyllostachys, sie war in sehr schlechtem Zustand, der Sommer war zu trocken und man hat sich nicht genügend um sie gekümmert.

Bevor wir uns auf dem Nordostgelände umsahen, hatte ich in der Unterstadt in der Nähe der doppeltstämmigen Trachycarpus fortunei eine Fargesia murilae entdeckt, den klassischen Gartenbambus, er war frisch gepflanzt. Ich sah an ihm, dass er unter dem trockenen Sommer 2003 gelitten hatte und sagte auch zu Neulen, dass der Sommer zu trocken war. Er bestätigte dies. Das ist auch kein Wunder, da auch meine Fargesien in meinem Garten in Hamburg, die ich vor einigen Jahren selbst aus Saat herangezogen hatte, ebenfalls gelitten hatten und sich aber wieder erholt haben.

Noch auf dem Oberland unweit des Hagmeier-Hauses, in dem wir wohnten, entdeckte ich einen weiteren Freilandstandort von Rosmarinus officinalis in einem Privatgarten. Auch beim Bistro Sansibar entdeckte ich neben den Cordylinen auch Viburnmum tinus im Kübel, ohne jeden Schaden. An einer Bar in der Unterstadt entdeckten wir eine Furcraea longaeva 'Variegata' in einem Trog, scheint auf Helgoland problemlos zu sein, ist also auf Helgoland versuchenswert, nicht winterhart auf dem Festland.

Im März 2004 haben wir durch ein Telefonat mit einem Helgoländer erfahren, dass auf seinem Betriebsgelände am Südstrand an einem geschützten Platz schon seit mehreren Jahren Nerium oleander ohne Winterschutz ausgepflanzt stehen. Kurz vorher hatte ich eine Email erhalten, dass seit 3 Jahren zwei Mimosen (Acacia sp.) in Töpfen in einem Garten auf dem Oberland stehen. Ich habe dem Besitzer gebeten, seine Mimosen zwecks genauerer Artbestimmung zu fotografieren und mir die Bilder zuzumailen. Auch ein Auspflanzen hatte ich ihm vorgeschlagen. Helgoland ist immer für botanische Überraschungen gut!

Auch beim Bistro Sansibar steht ein Viburnum tinus, der zunächst im Topf den Winter im Freien überstanden hatte und dann im darauffolgendem Frühjahr ausgepflanzt wurde. Und Chris Stührk entdeckte am Südstrand noch einige Chamaerops humilis in Kübeln, die anscheinend auch im Freiland überwintert haben und noch in gutem Zustand sind. Auch eine Furcraea longaeva 'Variegata' überstand in einem Trog an einem Restaurant in der Unterstadt den Winter ohne Schäden.

Wenn man das alles so sieht, hat Helgoland ein „exotenfreundlicheres“ Klima als das Festland, einige „Exoten“ wie Fatsia japonica, Araucaria araucana, Fuchsia magellanica und Euonymus japonica sind auf Helgoland erfreulicherweise häufig. Die nicht geringe Anzahl von Trachycarpus fortunei überraschte und erfreute uns, ich zählte ingesamt mindestens 15. Trachycarpus fortunei ist auf Helgoland völlig winterhart, hält ohne jeden Winterschutz alle Winter dort aus!

Kaum eine Pflanzenart ist in Deutschland wirklich heimisch, vor den Eiszeiten hatte Deutschland eine sehr artenreiche subtropische Pflanzenwelt, viele eigentlich gärtnerisch wertvolle Arten sind durch die Eiszeiten leider ausgestorben. Und andere haben in den anderen Teilen der Welt überlebt, und sind erst durch die nacheiszeitliche Erwärmung und den Menschen zurückgekehrt. Selbst Palmen waren im Tertiär in Europa viel weiter nördlich in Südgrönland, Spitzbergen und Skandinavien heimisch, Fossilien belegen dies auch. Selbst in den mildesten Gegenden Norwegens (zum Beispiel Sør-Hidle bei Stavanger) hat man erfolgreich Trachycarpus fortunei und Araucaria araucana ausgepflanzt.

Auch auf Helgoland ist kaum eine Pflanzenart heimisch, viele sind durch den Menschen auf die Insel gekommen, teils absichtlich durch Einführung von Garten- und Parkpflanzen und teils unabsichtlich durch Verunreinigungen von Schiffladungen etc. Auch Vögel spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von „Exoten“.

 

Agave americana auf Helgoland in Töpfen

eingesenkt, ohne Auspflanzversuch.

Aucuba japonica

Ausgepflanzte Trachycarpus fortunei

im Hintergrund und eingesenkte

Agave americana "Variegata".

Araucaria araucana

Cordyline australis

Euonymus japonica

Fatsia japonica

Morus nigra

Phillyrea latifolia

Camelia japonica

Pseudosasa japonica

Yucca gloriosa

Die Bilder oben sind nur ein kleiner Teil von den auf der ersten Ortsbegehung im August 2003 gemachten. Es sind viel mehr Bilder zu sehen, auch die von Januar 2004, bitte unten die Links anklicken!

Zur Bildergalerie Ortsbegehung August 2003

Zur Bildergalerie Ortsbegehung Januar 2004

Autor: Joachim Jäck

Aktualisiert am 24.06.2004