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Visite Oktober 2005

Meine Frau und ich bestiegen in Hamburg den Halunder Jet (Katamaran) nach Helgoland. Diesmal brachten wir auch wieder einige Pflanzenspenden mit auf die rote Insel. Die größte Pflanze war eine ca. 1,80 Meter große Araucaria angustifolia von Dr. Bernhard Demes, es war die erste ihrer Art, die auf die Insel kommt, sozusagen eine Neueinführung für Helgoland. Weitere kleinere Exemplare sollen in den nächsten Jahren folgen. Auch eine Yucca rostrata nahm ich mit nach Helgoland, auch zwei xChitalpa tashkentensis, eine Puya coquimbensis, einen Nerium oleander, eine Idesia polycarpa, einen Cinnamomum camphora, drei Rhopalostylis sapida und eine Fuchsia magellanica Hybride.

Es war gar kein Problem, die Pflanzen an Bord zu bekommen. Es lief alles so reibungslos wie bei der Juania australis im vergangenen Mai 2005.

Ulf holte uns nach unserer Ankunft mit seinem Handwagen ab. Er war erstaunt, als er die Pflanzen sah, die große Paraná pine (Araucaria angustifolia). war verpackt. Es gelang ihm auch, alles in seinem Handwagen zu bekommen.

Wir gingen an der "Insulaner"-Jubaea an der Südpromenade  vorbei. Die Jubaea sah viel besser als im Frühjahr aus und hat vier neue Fiederblätter getrieben. Sie hat begonnen, sich zu etablieren, ein gutes Zeichen. Auch Herr Rickmers war zufällig da und begrüßte uns und ich sagte ihm, dass es seiner Palme nun besser geht.

Jubaea chilensis am Hotel "Insulaner" mit vier neuen Fiedern im Oktober 2005.

Auch die beiden Trachys in den Holzkübeln beim Nachbarn des Hotels "Insulaner" haben sich wieder erholt und sahen wieder viel besser aus, die Wedel sind kürzer gestielt und an die Helgoländer Verhältnisse besser angepasst.

Die vielen Fatsia japonica auf Helgoland haben sich auch vollständig regeneriert und begannen schon zu blühen. Wir sind mit dem Fahrstuhl in die Oberstadt hochgefahren. Die Pflanzen wurden zur Schule gebracht. Jedoch sagte mir Ulf, dass er die Erfahrung gemacht habe, dass die "Exoten", die im Frühjahr ausgepflanzt wurden, besser angewachsen waren und etablierter in den Winter gingen. Deshalb will er die meisten erst mal frostfrei überwintern und erst im Frühjahr auspflanzen. Das liegt in erster Linie an den Seesalzwinden im Winter. Platzprobleme bei der Überwinterung bei mir zu Hause waren der Hauptgrund, weshalb ich die Pflanzen gleich zu Ulf brachte.

Wir sahen nach den "Exoten" in den Atrien, die meisten haben sich gut entwickelt, einige sogar überraschend gut. Sogar die Aloe striatula ist sehr gut gewachsen, hat sich vollständig regeneriert und ist auch größer geworden.

Aloe striatula im Oktober 2005.

Auch die Araucaria heterophylla hat wieder ausgetrieben, hatte doch Triebschäden erlitten, wohl mehr durch Frost. Ob sie hier auf Dauer aushalten kann? Sicher wäre Araucaria angustifolia die bessere Wahl, jedoch wird sie erst wegen Windbruchgefahr im Winter erst im Frühjahr ausgepflanzt. Auch die Eukalyptusbäume waren in gutem Zustand, einige haben auch erheblichen Zuwachs gezeigt. Vielleicht könnten sie hier zu richtigen großen Bäumen heranwachsen, erstmal müssen sie sich als seesalzwindverträglich erweisen.

Cycas revoluta hat 5 neue Blätter getrieben. Erstaunlich, da angenommen wird, dass diese Art eigentlich viel Wärme zum Wachsen braucht. Eine Albizzia ist erheblich gewachsen, auch Pinus radiata sahen gut aus, ebenso die neu gepflanzten Cupressus macrocarpa 'Goldcrest'.

Cycas revoluta mit 5 neuen Blättern und Polylepsis australis

im Oktober 2005.

Phygelius sp. ist sogar sehr gewachsen, hat sich zu einem kräftigen Busch entwickelt. Caesalpinia gillesii ist aber nur wenig gewachsen. Dagegen sind die Neuseeländer sehr gut gewachsen. Auch Leptospermum scoparium 'Apple Blossom' ist zwar gewachsen, scheint aber Seesalzwindschäden zu zeigen. Ob diese sich auf Dauer auf Helgoland bewährt, ist eher fraglich.

Auch Polylepsis australis aus dem peruanischem Hochland hat sich bewährt, aber sie muss sich noch im Winter im Seesalzwind bewähren. Nothofagus dombeyi hat sich verabschiedet, nicht seesalzwindtauglich. Auch Callistemon citrinus hat Neuaustrieb gezeigt, doch einen Teil der vorjährigen Blätter hat er nicht abgeworfen, man sieht noch die Seesalzwindschäden aus dem vorigen Winter. Die anderen Arten sind gut gewachsen, müssen aber ihre Seesalzwindverträglichkeit unter Beweis stellen.

Metrosideros excelsa aus Neuseeland hat sich als helgolandtauglich zumindest im Sommer erwiesen. Sie ist zwar seesalzwindtolerant, aber sie muss noch ihre Winterhärte auf Helgoland unter Beweis stellen. Metrosideros excelsa ist selbst in den mildesten Gegenden auf dem Festland nicht winterhart.

Aber es gibt immer wieder Überraschungen, da Aloe striatula selbst nicht einmal in den mildesten Gegenden auf dem Festland winterhart ist und überraschend den vergangenen Winter ohne Schutz relativ gut überstanden hat und gut gewachsen ist. Von Metrosideros excelsa gibt es Freilandstandorte an den mildesten Küsten der Britischen Inseln und in der Bretagne.

Entelea arborescens waren erstaunlicherweise in sehr gutem Zustand trotz der großen Blätter und sind gut gewachsen und kräftig geworden. Chamaerops humilis hat sich gut etabliert, hat feste kurzstielige "Helgolandfächer" getrieben.

Die Trachys im Atrium 2 sind außer der Ex-Atoll-Trachy wieder im besseren Zustand, haben alle kurzstielige Fächer getrieben, die viel besser an das Klima Helgolands angepasst sind. Auch die Trachycarpus wagnerianus sah schon wieder ordentlich aus. Ebenso die Brahea armata, hat neue feste Blätter getrieben. Weiterhin die Phoenix canariensis, die ich im vorigen Jahr auf die Insel brachte, hat sich sehr gut regeneriert. Phoenix-Arten, vor allem Phoenix canariensis, haben keine schlechten Karten auf Helgoland an gut geschützten Plätzen.

Brahea armata im Oktober 2005.

Leider hatte es zu regnen und zu stürmen begonnen. Ulf riet uns, einen Tag länger zu bleiben, da die Schiffverbindung wegen des schlechten Wetters nicht sicher war und wir blieben daher länger auf Helgoland. Daraufhin sind wir in sein Büro gegangen. Ich sah die Ex-Atoll-Trachy, sie war in einem erbärmlichen Zustand. Sie hatte eine Pilzinfektion und Ulf hatte sie wieder ausgegraben, eingekübelt und mit Kupfersulfat behandelt. Die Blätter waren alle weg, auch kein Speer mehr erkennbar. Nicht die Winterhärte war das Problem, sondern die Trachy war viel zu nah an der Küste und ihr alter Platz am Fahrstuhlturm am Hotel "Atoll" war viel zu exponiert, also durch Seesalzwind Probleme mit der Etablierung. Auch den mexikanischen Grasbaum (Dasylirion quadrangulatum) habe ich gesehen, soll aber erst im Frühjahr 2006 ausgepflanzt werden.

Auf dem Schulhof auf der Pflanzinsel hat sich nur einer der "Exoten" der ersten Auspflanzwelle 2004 sehr gut etabliert, es ist Pittosporum tobira. Wie für Helgoland geschaffen, sie ist sehr gut gewachsen und hat sich als gut seesalzwindtolerant erwiesen! Sie verdient eine viel weitere Verbreitung auf der Insel, erst mal aber muss sie noch durch ihren zweiten Winter. Leider hat Quercus suber sich als nicht sonderlich seewindresistent erwiesen, lediglich ein paar neue Triebe sind aus dem Wurzelhals der Korkeiche gekommen.

Pittosporum tobira im Oktober 2005 - wie geschaffen für die Insel!

Auf  dem Hang zwischen Turnhalle und Treppe haben sich Arundo donax und Dahlia excelsa gut entwickelt. Vor allem der Wuchs der Dahlia excelsa hatte mich überrascht, fast mannsgroß ist sie trotz des kühlen Helgoländer Sommers geworden. Auch die meisten Bambusse haben gut durchgetrieben.

Wir besichtigten den Garten von Ulf, neben einer Trachycarpus martianus 'Nepal', sind eine kleine Trachycarpus wagnerianus und eine Washingtonia filifera dicht an der Hauswand ausgepflanzt worden. Sie sahen sehr schön aus und sind angewachsen. Ulf will diese gegebenenfalls weiter weg von der Wand pflanzen, wenn diese größer werden.

Ein Rhododendron macabeanum sah ebenfalls sehr passabel aus, sie steht sehr windgeschützt unter einem Strauch und ist die einzige Überlebende ihrer Art auf der Insel, da Rhododendren nicht besonders seesalzwindtolerant sind. Auch die rotblättrige Cordyline, Yuccas und eine Ex-Atoll-Chamaerops machten einen sehr guten Eindruck. Im kommenden Frühjahr wird Ulf meine Yucca rostrata in seinen Garten auspflanzen.

Nachdem wir erfolglos versucht hatten, die von Ulf im vergangenen Frühjahr erwähnte Washingtonia am Elektrizitätswerk auf dem Nordostgelände zu finden, sind wir zum Kurpark und Schwimmbad gegangen. Die Yucca gloriosa von Prof. Dr. Warda hat kaum Probleme auf Helgoland.

Die Trachycarpus wagnerianus am Schwimmbad hat neue kürzer gestielte Wedel getrieben, sah jedoch nicht so schön aus, weil die alten seesalzwindgeschädigten Wedel vom Vorjahr nicht abgeschnitten wurden. Doch die neuen Wedel sind besser an die Helgoländer Verhältnisse angepasst. Die Trachycarpus fortunei im Gebüsch im Kurpark neben den beiden Araucaria araucana und den beiden eingesenkten Agave americana waren im optimalen Zustand.

Trachycarpus wagnerianus am Schwimmbad im Oktober 2005 - neue

kürzerstielige Wedel!

In der Unterstadt entdeckten wir am Bistro "Sansibar" die beiden 2003 ausgepflanzten Cordyline australis. Sie haben beide gut durchgehalten, einer der beiden hat sich sogar kräftiger entwickelt. Leider konnte ich Viburnum tinus nicht finden.

Cordyline australis beim Bistro "Sansibar" im Oktober 2005.

Am nächsten Morgen setzte ich meinen Kontrollgang in den Atrien der Schule fort, konnte gar nicht mehr aus dem Staunen herauskommen und fotografierte sehr viel.

Die Opuntien, die neu gepflanzten Agaven und Aloen haben sich sehr gut gemacht, sie scheinen sich auch für Helgoland zu eignen. Auch einer der Jubaeas ist mit 3 neuen Fiederblätter und einem neuen Speer wieder gekommen. Mich überraschte es sehr, dass eine Butia capitata mit einem neuen Fiederblatt und einem neuen Speer wieder gekommen ist. Ob sie sich auf Dauer etabliert?

Auch die verschiedenen Eukalyptusarten wie Eucalyptus crenata, E. globulus ssp. bicostata, E. rodwayi und weitere sind recht gut gewachsen. Es wäre toll, wenn sich einige Arten für Helgoland gut eignen würden. Auch die Chamaerops humilis im selben Atrium haben sich sehr gut gemacht. Phormium tenax hat sich wohl endgültig etabliert und ist gewaltig gewachsen, hat sich als sehr empfehlenswert für Helgoländer Gärten erwiesen.

Phormium tenax im Atrium 2 der James-Krüss-Schule im Oktober 2005.

Leider haben sich ein Teil der Oleander und fast alle Zitrusbäume verabschiedet. Oleander und Zitrusbäume sollte man deshalb auf Helgoland nur an sehr gut windgeschützten und warmen Plätzen versuchen. Musa basjoo wurde leider nicht so groß wie ihre Artgenossen in meinem Garten in Hamburg, gerade etwa 50 cm im Vergleich zu meinen etwa 3 Meter hohen Basjoos. Die Baumfarne sahen noch besser aus, vor allem eine Cyathea dregei und eine Dicksonia antarctica. Ebenfalls geeignet scheinen Choisya ternata und Ch. ternata 'Sundance'. Ob sie wirklich seesalzwindtoleranter als die Zitrusbäume sind, wird der nächste Winter zeigen. Choisya ternata ist mit den Gattungen Citrus und Poncirus nahe verwandt.

Umso erstaunter war ich, dass Musella lasiocarpa von Koba Koba wieder gekommen ist, ohne Winterschutz! Ich hatte das nie gedacht, zumal diese Art ohne Schutz und auch trotz Versuche mit Winterschutz sich als nicht winterhart auf dem deutschen Festland erwiesen hat. Die Pflanze ist aber recht klein geblieben, wegen der geringen Wärme. Aber Musella lasiocarpa könnte auf Helgoland ohne Schutz überleben, wenn man ihr einen geschützten Standort gibt, wie etwa z. B. am Elektrizitätswerk auf dem Nordostgelände neben der Washingtonia.

Musella lasiocarpa hat den Winter 2004/05 ohne Winterschutz auf Helgoland überlebt!

Erstaunt hat mich auch das gute Wuchsverhalten von Diospyros kaki. Man könnte also neben Feigen auch Kakis auf der Insel anbauen, diese Art ist vollständig winterhart auf Helgoland. Noch erstaunter war ich, als ich mir die Washingtonia filifera ansah, die früher beim Hotel "Atoll" stand, da sie sich regeneriert hat und wieder ansehnlich ist. Vier neue Wedel und einen faserigen Speer typisch für die Art. Washingtonien könnten auch auf Helgoland an gut windgeschützten Standorten gedeihen.

Washingtonia filifera hat auch den Winter 2004/05 im Atrium 2 der James-Krüss-

Schule überlebt!

Anschließend habe ich das Atrium 1 der Schule kontrolliert, auch dort musste ich immer wieder Erstaunliches feststellen. Vor allem weil der Bambus am Teich sich wieder gut erholt hat. Leider hat 'Swingle Citromelo' wie fast alle Zitrusbäume auf Helgoland sich verabschiedet, trotz der potenziell guten Winterhärte bei Tiefsttemperaturen nicht seesalzwindtolerant. Hinter dem Gewächshaus fand ich die Juania australis. Ulf hatte sie an einem gut windgeschützten Standort ausgepflanzt und hat dort das Unkraut nicht gejätet. Die Juania australis ist bestens angewachsen und war im sehr guten Zustand. Da Juania diözisch ist, bräuchte man ein zweites Exemplar des anderen Geschlechts falls man irgendwann Samen ernten möchte.

Juania australis im Oktober 2005.

Die größere Metrosideros excelsa sah exzellent aus, aber die beiden kleineren im Atrium 2 sind viel besser und kräftiger gewachsen. Sie hat sich als gut seesalzwindresistent erwiesen. Ob sie auf Helgoland auch winterhart ist, wird der kommende Winter zeigen.

Davor hatte ich im Atrium 2 Myrtus communis und Pittosporum ralphii gesehen, auch sie hatten im vergangenen Sommer keine Probleme und sind sehr gut gewachsen. Eine kleine Olea europaea ist wieder gekommen, auch die neu gepflanzte größere Olive und die Olea sylvestris von Chris sind gut gewachsen, haben keine Probleme mit dem Helgoländer Sommer. Aber wir hoffen, dass der kommende Winter nicht so stürmisch wie der vergangene und mehr dem Winter 2003/04 ähnlich wird.

Mich überraschte auch, dass Clianthus puniceus im Atrium 2 sich ausgezeichnet entwickelt hatte, auch die neu gepflanzte Passiflora caerulea unter einem Baum hatte sich gut entwickelt und sogar auch geblüht, der Standort unter dem Baum ist viel besser für die Passionsblume als an der windigen Wand des Atriums 4, wo selbst der Efeu Probleme hatte.

Nun zurück zum Atrium 1. Die große Phoenix canariensis, die ich erst im Frühjahr 2005 auf die Insel brachte, hat Schäden an den Fiedern durch Seesalzwind und Sonnenbrand. Offensichtlich waren sie im Gewächshaus gewachsen und verweichlicht, die neuen Fieder der anderen Phoenix canariensis im Atrium 2 sind schon viel besser angepasst. Die Fortunella japonica trug noch reife Früchte.

Die Magnolien (Magnolia grandiflora und M. stellata) sind vital. Musa basjoo beim Gewächshaus ist wieder gekommen, hat aber keinen Kindel getrieben und war ungefähr so groß wie im vergangenen Jahr, ca. 50 cm.

Anschließend gingen wir zum Elektrizitätswerk und konnten dort die Washingtonia aus nächster Nähe bewundern, anfassen und fotografieren. Wirklich eine Sensation, die steht geschützt, der Platz ist nach Süden ausgerichtet, also vor Nordwind und teilweise vor Ostwind geschützt. Ein Mitarbeiter kam aus dem Werk und ich fragte ihn, wie lange sie schon ausgepflanzt ist. Vor 3 Jahren wurde sie als ca. 50 cm große Jungpflanze ausgepflanzt. Sie ist heute ca. 1,50 m groß mit ca. 50 cm Stammansatz und hat große fasernde Wedel, es muss sich um eine Washingtonia filifera handeln. Später bin ich auf die Idee gekommen, dem Mitarbeiter vorzuschlagen, eine Musa basjoo und eine Musella lasiocarpa neben der Washingtonia zu versuchen. Die Bananen könnten dort eventuell viel größer werden als an anderen Standorten auf Helgoland. Ulfs Bruder von der Verwaltung des Elektrizitätswerks hat nun mein Vorhaben genehmigt, eine Musa basjoo neben der Washingtonia im kommenden Frühjahr bei der nächsten Auspflanzwelle auszupflanzen.

Eine Sensation! Eine Washingtonia filifera steht schon 3 Jahre am Elektrizitätswerk auf dem

Nordostgelände ausgepflanzt!

Nahansicht der Washingtonia filifera am Elektrizitätswerk mit den unverkennbaren Merkmalen.

Am Nachmittag waren wir in der Unterstadt, nachdem das Wetter wieder besser wurde und sich beruhigt hatte, als es davor stürmisch war und kein Schiff fuhr. Ich fand das blaue Haus mit den Palmen im Vorgarten vom vergangenen Frühjahr wieder. Aber die Cordyline australis war nicht mehr zu sehen, nur noch ein Stumpf ist von ihr übrig geblieben. Vermutlich durch einen Sturm abgeknickt. Vielleicht treibt sie wieder aus dem Wurzelstock wie die von Ulf in einem Atrium der Schule aus. Die Chamaerops humilis war in sehr gutem Zustand, auch die Trachy war in Ordnung. Und in der unmittelbaren Nachbarschaft hat man noch eine Trachy gepflanzt.

Am Abend entdeckte ich in der Nähe eines italienischen Restaurants in der Oberstadt eine fruchtende Cordyline australis mit reifen weißen Früchten. Ich erntete auch etwas Saat, um in Hamburg zu prüfen, ob die Saat fertil ist. Sollte die Saat keimen, kommen die Sämlinge wieder zurück nach Helgoland. Es besteht auch die Chance, dass die Samen abfallen und die Cordyline sich dort selbst aussät.

Cordyline australis mit Frucht im Oktober 2005.

Am nächsten Morgen war es zunächst noch regnerisch, aber das Wetter wurde zunehmend besser und trockener. Ein letztes Mal machte ich eine Kontrolle im Atrium 3 der Schule, ich schaute nach Schinus molle. Sie lebt noch und hat aus der unteren Stammhälfte wieder neu ausgetrieben. Syagrus romanzoffiana ist nur wenig gewachsen und sieht noch relativ gut aus. Ob sie den kommenden Winter überdauert und dann im nächsten Jahr richtig loslegt?

Danach gingen wir in die Unterstadt zum Haus "Witte Kliff" und schauten nach den "Exoten". Phyllostachys aurea machte einen guten Eindruck. Sehr überrascht war ich, dass ein Cyperus alternifolius den Winter überlebt und sich wieder vollständig regeneriert hat, die Pflanze ist auch deutlich größer geworden. Eigentlich ist diese Art auf dem deutschen Festland nicht winterhart! Man könnte sie auf Helgoland als Staude im Freien halten, mehr Pflanzen dieser Art sollten auf die Insel kommen.

Auch eine Sensation! Cyperus alternifolius hat ohne Winterschutz

den Winter 2004/05 überlebt und ist wieder gekommen!

Auch der Oleander von Tim Pyschny sah sehr gut aus und fühlt sich wohl. Oleander können auf Helgoland nur an sehr gut geschützten Plätzen ausgepflanzt überleben, da sie kaum Seesalzwind bei niedrigen Temperaturen vertragen, obwohl sie eigentlich auf Helgoland völlig winterhart sind. Auch die Furcraea longaeva 'Variegata'  ist gut gekommen, dort hat sie nie Probleme. Ulf hat sich nun auch eine zugelegt und sie in seinem Garten ausgepflanzt. Die beiden Callistemon laevis haben zwar überlebt, aber ihr altes geschädigtes Laub haben sie trotz Neuaustrieb teilweise nicht abgeworfen.

Ich schaute auch nach Pleioblastus simonii, Phyllostachys bissettii und Physt. boryana am Hotel "Atoll". Nur die Pleioblastus hat überlebt und sich etabliert. Dagegen sind die beiden Phyllostachys abgestorben, wohl nicht geeignet für Pflanzungen direkt an windexponierten Standorten an der Küste.

Wir gingen weiter zum Mielck-Haus. Die beiden großen Quercus ilex haben sich wieder begrünt, aber einige Zweige waren so schwer geschädigt, das sie durch Seesalzwindschäden vom Winter 2004/05 abstarben, dagegen sah der große Lorbeerbaum wieder tadellos aus. Die Steineichen dürften etwas länger brauchen, bis sie sich wieder vollständig erholt haben. Hoffentlich wird der kommende Winter nicht so windig, das sagte ich dann auch Herrn Rickmers.

Wir hatten diesmal großes Glück. Frau Dr. Karen Wiltshires Lebensgefährte war da und schloss uns die Türen zum Innenhof auf. Ich war angenehm überrascht. Nur Nerium oleander 'Atlas' und Olea europaea hatten den vergangenen Winter nicht überlebt, offensichtlich wegen des schlimmen Seesalzwindes. Dagegen haben Opuntia sp. von Jörg Witticke, Opuntia santa-rita und Cylindropuntia imbricata von Manfred Nold, Delosperma cooperi, Yucca aloifolia und Chamaerops humilis überlebt und sind teilweise auch erheblich gewachsen. Delosperma cooperi hat sich stark ausgebreitet und bedeckt jetzt fast die Hälfte des Beetes! Die ideale Mittagsblume für Helgoland, gut geeignet für das Nordostgelände auf sandigem Boden! Wir sollten weitere Mittagsblumenarten versuchen, die zum Teil auf dem deutschen Festland nicht winterhart sind, es sind immer Überraschungen möglich! Auch Nachpflanzungen werden wir im Frühjahr 2006 vornehmen, mit weiteren Mittagsblumen und Aloe aristata.

Anschließend besuchten wir das Hotel "Insulaner". Herr Rickmers war da und ich meldete mich bei ihm. Wir konnten nach den "Exoten" in seinem Garten sehen. Es gab Überraschungen, aber auch einige Flops. Die Musa basjoo 'Sapporo'  ist wieder richtig gekommen und gehört zu den ersten Bananen Helgolands, die es geschafft haben. Woran Prof. Dr. Kuckuck vor fast 100 Jahren gescheitert war, habe ich tatsächlich geschafft. Das alles ohne Winterschutz! Sie ist sogar etwas größer als im vergangenen Jahr geworden, aber immer noch viel kleiner als erwartet. Erwartet hatte ich eine Größe von ca. 1,50 bis 2 Meter. Aber das wird vermutlich noch kommen, wenn eine Musa basjoo am Elektrizitätswerk ausgepflanzt wird, wir werden Vergleiche machen.

Der Erdbeerbaum (Arbutus unedo) war wieder in voller Blüte, hat aber sein ganzes Vorjahreslaub abgeworfen. Callistemon citrinus hat neues Laub bekommen, das alte Laub ist im Gegensatz zu den Artgenossen im Atrium der Schule gänzlich abgefallen.

Erfreut war ich, dass die Butia capitata von Manfred Nold wieder gekommen ist, mit eineinhalb neuen Fiedern. Auch Cupressus sempervirens und C. macrocarpa 'Goldcrest' sind wieder grün, aber noch immer sind Seesalzwindschäden an älteren Zweigen zu sehen. Da kann man mit Einschränkungen sagen, dass Cupressus sempervirens und C. macrocarpa sich zwar für Helgoland eignen, aber die gleichen Probleme wie die Chamaecyparis-Arten haben.

Butia capitata im Garten des Hotels "Insulaner" im Oktober 2005.

Ich schaute nach der Acacia dealbata an einer Wand und war überrascht. Frau Rickmers hatte die toten Teile abgeschnitten und neue Triebe sind aus dem Stamm gewachsen. Acacia dealbata könnte man auf Helgoland pflanzen, aber nur für geschützte Plätze im Innenstadtbereich der Unterstadt geeignet, so unter gleichen Standortbedingungen wie Oleander.

Acacia dealbata im Garten des Hotels "Insulaner"

hat den Winter 2004/05 ungeschützt überlebt!

Den Jubaea-Sämling hat leider das Zeitliche gesegnet. Vermutlich vertrocknet, das Frühjahr war sehr trocken. Man sollte besser größere Exemplare von Jubaea chilensis auf Helgoland auspflanzen, ab ca. 1 Meter Höhe, obwohl andere Jubaea-Sämlinge besser gekommen sind. Leider sind größere Exemplare relativ teuer. Jedoch hat die große Jubaea chilensis vorm Eingang des Hotels "Insulaner" bewiesen, dass ältere etablierte Exemplare der Art genauso gut wie Trachycarpus fortunei, Trachycarpus wagnerianus und Chamaerops humilis auf Helgoland gedeihen könnten, unter den gleichen Standortbedingungen.

Phormium tenax konnte ich nicht mehr finden, wohl im Gras untergegangen oder vertrocknet. Man sollte nur kräftige Exemplare auspflanzen, das haben die nunmehr großen Exemplare im Atrium 2 der James-Krüss-Schule bewiesen. Arundo donax 'Variegata' ist wieder gekommen, jedoch aber nur mit einem Halm. Die beiden Chamaerops humilis waren gut und sind mit den dortigen Standortverhältnissen zurecht gekommen, wenn auch teilweise mit Cotoneaster zugewuchert, im Frühjahr müsste der Cotoneaster wieder gestutzt werden.

Yucca recurvifolia ist in noch gutem Zustand. Ebenfalls ist die Aloe striatula gut gewachsen, ist auf Helgoland ohne Winterschutz wohl winterhart. Ebenfalls die Opuntien. Opuntien könnten auf Helgoland problemlos sein. Leider war die Opuntie im Garten des Hotels "Insulaner" zugewuchert, dort müsste das Gebüsch gestutzt werden.

Aloe striatula im Garten des Hotels "Insulaner" im Oktober 2005.

Leider hat sich die große Agave americana var. marginata wohl doch verabschiedet, nur noch ein Blatt war noch frisch. Agave americana könnte nur mit windfestem Regenschutz auf Helgoland ausgepflanzt werden und müsste im Winter völlig trocken gehalten werden und die Niederschläge von ihr ferngehalten werden. Jedoch gibt es eine Reihe anderer Agavenarten, die auch auf Helgoland versucht werden könnten. Zum Beispiel habe ich Agave montana, A. americana ssp. protoamericana (soll noch frosthärter sein, vielleicht besser als die gewöhnliche Agave americana) und zwei weitere vielversprechende Arten, die auch mit tiefen Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit besser klar kommen. Vor allem Agave montana ist bis -15°C winterhart und stammt aus hochgelegenen Bergwäldern Mexikos und soll mit wesentlich mehr Luftfeuchtigkeit auskommen. Noch sind sie zu klein, um gleich auf Helgoland ausgepflanzt zu werden. Erst mal müssen sie mindestens handgroß werden.

Überrascht war ich, als ich die 'Carrizo Citrange' sah. Sie lebte noch und hat neue Triebe gebildet. Frau Rickmers hat die geschädigten Triebe abgeschnitten, also in ähnlichem Zustand wie Acacia dealbata. Ist wohl der einzige Zitrusbaum auf Helgoland, der wieder gekommen ist. Die Poncirus trifoliata war teilweise noch grün, aber gar kein Neuaustrieb in diesem Jahr. Es sei denn, man pflanzt eine Poncirus trifoliata oder eine Poncirus-Hybride an einen sehr gut geschützten Platz in der Innenstadt der Unterstadt unter den gleichen Bedingungen wie Oleander.

Auch die Hibanobambusa tranquillans 'Shiroshima' an der blauen Wand des Hotels war gut. Die Olive von Jörg Witticke ist wieder gekommen, trieb vor allem aus dem Stamm wieder aus. Leider hat sich Phyllostachys iridescens verabschiedet, wohl zu trocken. Jedoch hat eine Phyllostachys aurea am Holzpavillon an der Treppe überlebt und sich sogar etabliert.

Die Phoenix canariensis im Kübel im Garten des Hotels "Insulaner" hat sich nicht mehr richtig erholt, der Seesalzwind im Winter war ungewöhnlich schlimm gewesen und dazu stand die Palme auch zu trocken. Ausgepflanzt an geschützten Standorten, an ähnlichen Plätzen wie am Elektrizitätswerk, könnte sie sich gut entfalten. Ich denke, die beiden ausgepflanzten Phoenix canariensis in den Atrien der James-Krüss-Schule haben bessere Chancen sich zu etablieren. Ich hatte auch ein kurzes Gespräch mit Herrn Rickmers und sagte ihm, dass die Ergebnisse sehr unterschiedlich sind und der Wind des letzten Winters schlimm war.

Anschließend haben wir nach der Innenstadt-Trachy in der Unterstadt  gesucht und sie gefunden, die Trachy ist ca. 2 Meter hoch, die größte jedoch wächst in der Oberstadt, diese blühte schon als durch den heftigen Sturm der Blütenstand abgerissen wurde. Eine andere kleinere Trachy neben einer Fatsia japonica entdeckte ich in der Innenstadt, sie hatte keinerlei Blattschäden durch den Seesalzwind des Winters 2004/05 erlitten.

Wir gingen zum Fährhaus "Marina". Ich schaute mir die Chamaerops humilis und Furcraea longaeva 'Variegata' in den Kübeln noch mal an und fotografierte jene. Sie sind in relativ gutem Zustand.

Anschließend sind wir mit dem Halunder Jet nach Hamburg zurückgefahren. Wie ich finde, haben wir wieder neue interessante Erkenntnisse gewonnen. Manche für unmöglich gehaltene Dinge haben sich doch als möglich erwiesen!

Unseren herzlichsten Dank möchten wir auch an die Spender und Sponsoren richten und an Ulf Martens, der unermüdlich unser Projekt unterstützt, natürlich sind wir für jeden Vorschlag offen, Ulf und viele Helgoländer freuen sich auch immer auf Pflanzenspenden zu Versuchen der Anbauwürdigkeit!

Bildergalerie zur Visite Oktober 2005 (bitte den Link anklicken!)

Autor: Joachim Jäck

Erstellt am 01.11.2005